Nachhaltigkeits-Lexikon

Wenn es um Nachhaltigkeit geht spielen nicht nur die Materialien eine Rolle, sondern auch der Umgang mit Mensch, Tier und Natur. Innerhalb dieses Bereiches gibt es viele Ausdrücke sowie verschiedene Zertifikate und Siegel, die auf Anhieb nicht ganz klar sind. Hier geht’s deshalb zum Glossar bzw. zum Nachhaltigkeits-Lexikon mit den wichtigsten Begriffen in der nachhaltigen Modewelt.

Nachhaltige Materialien:

Bio Baumwolle: Bio Baumwolle braucht 90% weniger Wasser als herkömmliche Baumwolle. Beispielsweise braucht eine Jeans aus gewöhnlicher Baumwolle 10’000 Liter Wasser, hingegen eine Jeans aus Bio Baumwolle nur 10% davon.

Bio Leinen: Die Verwendung von gefährlicher Chemie wird bei der Bio Leinen verboten. Bei der Verarbeitung von konventionellen Leinen setzt man ausserdem auf Effizienz, dafür werden die geernteten Pflanzen in Bassins mit warmem Wasser gelegt wodurch sich die Pflanze spalten lässt und in Einzelteile zerlegen. Dies erzeugt umweltbelastende Abwässer und braucht viel Energie und Wasser. Bei der Bio Leinen sorgen natürliche Bakterien und Pilzorganismen für die Spaltung auf dem Feld. Gleichzeitig erhält der Boden wichtige Nährstoffe. 

Hanf: Hanf gehört zu den nachhaltigsten Pflanzen um Bekleidung herzustellen, denn sie ist pflegeleicht, braucht wenig Wasser und wächst auf natürliche Weise sehr schnell nach. 

Bio Seide: Seide ist eine Endlosfaser die aus den Kokos des Seidenspinners (auch Seidenraupe genannt) gewonnen wird. Bei der Bio Seide wird auf Pestizide und künstliche Düngemittel verzichtet. Dadurch erhalten die sogenannten Seidenspinner qualitativ hochwertiges Futter, was sich automatisch auf die Qualität der Seide auswirkt. Für die Weiterberarbeitung der Seide verliert das Material an Gewicht. Auf den Märkten wird jedoch pro Gewicht bezahlt, weshalb bei konventioneller Seide Chemikalien oder Metallsalz zugemischt werden. 

Wildseide/Thussahseide: Die Wildseide oder auch Thussahseide genannt wird aus dem Kokon des wildlebenden Thussanspinners gewonnen. Der Unterschied zum Seidenspinner ist hier, dass der Kokon erst eingesammelt wird nachdem der Falter geschlüpft ist und wird zur Gewinnung der Seide nicht getötet. 

Cupro: Curpo, wird auch vegane Seide genannt. Dieser bleibt bei der Baumwollgewinnung übrig. Denn in der Baumwollpflanze befinden sich Samen, die für die Herstellung von Baumwollstoffen nicht geeignet ist. Diese Faser wird dann mit einer Kupfer-Ammonika-Lösung aufbereitet.

Friedensseide: Auch bekannt als Ahimsa-Seide. Das Wort Ahimsa kommt von der indischen Sprache und bedeutet “das Nicht-Verletzen”. Bei dieser Art von Seidengewinnung, darf die verpuppte Raupe schlüpfen. Erst anschliessend wird die Seide aus dem Kokon entnommen.

Soja: Ja genau, Soja kann nicht nur gegessen, sondern auch getragen werden. Die umweltfreundliche Sojafaser ist vom Aussehen ähnlich weich und glänzend wie Seide, ausserdem stabiler und wärmer als Kaschmir-Wolle. Die Soja-Seide ist günstiger als Bio-Seide und zu 100% biologisch abbaubar. 

Econyl: Zur Herstellung von Econyl werden Abfälle, beispielsweisse Produktionsabfälle aus Nylon-Herstellung, Stoffreste und Teppichböden verwendet sowie Fischernetze aus den Ozeanen gerettet. Mit den Abfällen und einem innovativen sowie technischem Reinigungs- und Regenrationsverfahren werden hochwertige Fasern für die Modeindustrie hergestellt.

Lyocell oder auch Tencel genannt: Lyocell bzw Tencel ist im weitesten Sinne vergleichbar mit Viskose, nur das sie umweltfreundlicher ist. Lyocell wird aus Eukalyptus gewonnen. Die Pflanze gilt als sehr ertragreich. Man spricht hier von einem Verhältnis von 1 zu 10, 1 Baumwollshirt zu 10 Tencel Shirts, auf der gleichen Hektar Fläche. Eukalyptus ist äusserst öl haltig wodurch es antibakteriell gegen Pilze wirkt und somit kaum bis gar kein Pflanzenschutzmittel braucht. Da die Pflanze aber viel Wasser braucht ist es umso wichtiger, dass ausschliesslich Holz aus FSC zertifizierten Eukalyptuswäldern genutzt wird, was bedeutet, dass Wälder nachhaltig bewirtschaftet werden und somit ausgelaugte Böden nicht vorkommen.

Lenpur Viskose: Lenpur Viskose wird hergestellt aus Zellulose die Aufgrund von Rückschnitten an Bäumen gewonnen werden. Dadurch müssen keine Bäume gefällt werden und es kommen keine chemischen Zusätze zum Einsatz. Sie wird ausserdem auch «Peace Viskose» genannt aufgrund ihrer friedlichen Gewinnung.

Seacell: Das Material wird aus Algen gewonnen. Algen sind bekannt dafür, dass sie Anteile von Spurenelementen, Kohlenhydrate, Fette und Vitamine haben. Durch das Tragen sondert es diese Nährstoffen an den Körper ab. Ausserdem hat die Pflanze einen hohen Anteil an Antioxidantien, was die Haut vor zellschädigenden freien Radikalen schützt.

Allgemeine Begriffe: 

Fashion Revolution: FR ist eine Organisation die entstanden ist, aufgrund des wohl grössten Textilfabrikunglückes in Bangladesch, dass sich im Jahr 2013 ereignet hat. Über 1000 Menschen starben und über 2000 Menschen wurden verletzt. Trotz der Schliessung des Gebäudes aufgrund mangelhafter Stabilität, wurden die Menschen von den westlichen Textilfirmen gezwungen darin zu arbeiten. Fashion Revolution kämpft für Gerechtigkeit und Fairness in der Modeindustrie.

Greenwashing: Das ist die Bezeichnung für Firmen die mit PR Massnahmen darauf abzielen, ein umweltbewusstes und nachhaltiges Image zu kreieren, ohne dass es dafür Hinreichende Grundlagen gibt.

Eco Fashion: Eco bedeutet Öko womit Kleidungen gemeint sind die aufgrund ökologischer und meist auch ethischer Grundlangen kreiert worden sind. 

Fair Trade: Das heisst Fairer Handel. Die Mode wurde unter fairen Arbeitsbedingungen nachhaltig hergestellt. 

Fast Fashion: Wie der Name schon sagt, bedeutet es schnell die neuste Mode und neusten Trends zu kreieren und dabei ohne Rücksicht auf die Umwelt.

Organic: Auf Deutsch Bio. Dieser Begriff gibt zum Ausdruck, dass bei der Herstellung der Kleidung keine chemischen Stoffe verwendet worden sind.

Upcycling: Hier ist die Wiederverwendung von benutzten Stoffen wie Abfälle oder Reste gemeint, die in neue Stoffe umgewandelt werden. 

Siegel und Zertifikate

GOTS (Global Organic Textile Standard): Sie gilt als eines der sichersten Zertifizierungen. Sie bestätigt den ökologischen Anbau und die Verwendung von mindestens 90% Naturfasern sowie eine minimale Schadstoffbelastung mit Verarbeitungssubstanzen. Ausserdem wird der Standard für eine GOTS-Zertifizierung regelmässig überprüft.

FWF (Fair Wear Foundaition): Hier gelten faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie. Darunter fallen freie Wahl des Arbeitsplatzes, keine Zwangsarbeit, keine Diskriminierung, keine Kinderarbeit, Bezahlung eines Existenzlohnes, angemessene Arbeitszeiten, sichere Arbeitsbedingungen, keine Gefährdung der Gesundheit sowie verbot von physischer oder sexueller Gewalt.

Fair Trade Cotton: Dieses Siegel garantiert höchste Sozialstandards sowie Unterstützung von Familienbetrieben der dritten Welt, nachhaltiger Anbau sowie ein Chemikalienverbot. Jedoch muss man im Bezug auf die Materialien aufpassen, denn dieses Siegel bedeutet nicht automatisch, dass es aus kontrolliertem biologischem Anbau kommt.  

Cradle to Cradle: Auf Deutsch heisst es «Von der Wiege zur Wiege». Hier wird darauf geachtet, dass Nährstoffe in gesunden und sicheren Strömen zirkulieren können. Es werden gesundheits- und umweltfreundliche Materialien verwendet. 

Naturtextil IVN zertifiziert BEST: Das Siegel bedeutet Minimierung von Abfall und Umweltbelastung, Verbot von Färbemitteln, Dokumentation von Transportmitteln sowie Transportwege und 100% Naturfasern aus kontrolliertem biologischem Anbau.

bluesign® Standard: Diese Zertifizierung garantiert die Einhaltung strenger Anforderungen im Bereich Menschenrechte, Arbeitsnormen, Umweltschutz und Korruptionsbekämpfung. Gefährliche Substanzen und Chemikalien werden vermieden, sowie eine regelmässige Abwasserkontrolle sowie die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz wird gewährleistet. 

Naturland-Siegel: Hier gelten strenge Kontrollen, soziale Richtlinien, Nachhaltigkeit, Natur- und Klimaschutz, Verbraucherschutz und Erhalt von natürlichen Böden. Ausserdem gilt die Minimierung der Umweltbelastung sowie korrekte Entsorgung der Chemikalien.

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